100

Jubiläum

Wie alt wurde die okaj zürich im Jahr 2025?

100 Jahre. Happy Birthday!

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Nachhaltigkeit

Was bedeutet Nachhaltigkeit in der OKJA?

Und Nachhaltigkeit verstehen wir Fragen nach gerechter Verteilung der vorhandenen Ressourcen, nach Zugängen zum Markt, nach Teilhabe, Mitbestimmung und den Abhängigkeiten auf dem einen Planeten, den wir haben. Diese Fragen sind auch in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit längst angekommen – auch, weil die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen konkret davon betroffen sind. Das kann, muss sich aber nicht im Engagement für Bewegungen wie Fridays for Future zeigen. Ebenso sind es kleine, leise Entwicklungen, die Kinder und Jugendlichen zu Betroffenen machen, wenn die Schlittschuhbahn als einziger Dorf-Treffpunkt geschlossen wird, weil das Eis nicht gefroren bleibt in warmen Wintern, oder der alte Spielplatz der Neubausiedlung weichen muss – ohne Ersatz. Die Frage der Nachhaltigkeit steckt aber auch in weniger offensichtlichen Themen, wie den Benzinpreisen oder Modefragen. Im Idealfall folgt die Offene Kinder- und Jugendarbeit auch beim Thema Nachhaltigkeit ihren Prinzipien und setzt in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen an.

Hier geht es zum Themen-Paket Nachhaltigkeit in der OKJA weiterführender Literatur.

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Qualifikation

Was sind die Grundqualifikationen einer Fachpersonen in der OKJA?

Das Handlungsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) ist ein Teilbereich der professionellen Sozialen Arbeit mit einem sozialpolitischen, pädagogischen und soziokulturellen Auftrag. Es bietet Fachpersonen einerseits grossen Gestaltungsraum, andererseits fordert es von ihnen viel Eigeninitiative und Selbständigkeit. Oft arbeiten sie allein oder in Teams mit niedrigen Stellenprozenten. Dies setzt eine fundierte berufliche Qualifikation und eine hohe Professionalität voraus.

Die folgenden Grundqualifikationen erachtet der DOJ für in der OKJA tätige Fachpersonen als angemessen:

• Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit (Sozialarbeit/Soziokultureller Animation/Sozialpädagogik)

• Bachelor UH Sozialarbeit und Sozialpolitik

• Dipl. Gemeindeanimator*in HF

• Dipl. Sozialpädagog*in HF

• Bachelor Art Education

Alle Informationen dazu findet ihr im Grundlagenpapier des DOJ.

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Beratung

Was bedeutet gute Beratung in der Jugendarbeit?

Zum Auftrag der OKJA gehören Beratungsangebote. Diese unterscheiden sich jedoch in ihrem Setting von klassischen Beratungsformen. Beratung im Kontext der Jugendarbeit orientiert sich an den Prinzipien der Offenen Kinder- und Jugendarbeit wie z.B. Freiwilligkeit, Offenheit und Partizipation. Die OKJA ist prädestiniert dafür, mit ihrem niederschwelligen Beratungsangebot junge Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und Entwicklungsphasen zu begleiten. Mädchen und Jungen haben einen Bedarf nach verlässlichen, erwachsenen Ansprechpartner*innen jenseits von Schule und Elternhaus, an denen sie sich orientieren können und bei denen sie Rat finden. Beratung wird hier als professionelles Beratungs- und Interaktionswissen verstanden, durch welches Fachkräfte Jugendliche wahrnehmen und ernst nehmen können und sich in der Haltung der Jugendarbeiter*innen widerspiegelt.

Hier geht es zum gesamten Themen-Paket Beratung mit weiterführende Literatur.

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Künstliche Intelligenz

KI-Chatbot in der Jugendarbeit?

Die Idee klingt logisch und sinnvoll: KI-Chatbots könnten die Jugendarbeit ausserhalb der Öffnungszeiten unterstützen, damit Jugendliche zu jeder Zeit direkt eine Antwort auf ihre Fragen erhalten. Aber wie sieht die praktische Umsetzbarkeit aus? Genau das wurde in Basel untersucht. 

Das Smartphone macht es möglich, immer und überall online zu sein: vor Schulbeginn, nach dem Sporttraining, auf der Party am Wochenende. Und wer kennt es nicht: Eine Frage taucht auf, wir zücken das Handy, um eine Antwort zu finden. Kurz: Das Internet kennt keine Bürozeiten. Einrichtungen wie die Jugendarbeit allerdings schon. Was dazu führt, dass Fragen von Jugendlichen nicht immer direkt beantwortet werden können, sondern eben erst, wenn wieder jemand am Computer sitzt.

In diese Lücke – so der naheliegende Gedanke – könnte nun KI (künstliche Intelligenz) springen. Die Idee: Ausserhalb der Öffnungszeiten ist ein KI-Chatbot erster Ansprechpartner für die Jugendlichen, liefert Antworten auf einfache Fragen oder vermittelt Kontaktpersonen für Beratungsgespräche.

In einem Gemeinschaftsprojekt der Jugendarbeit Basel (JuAr Basel) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wurde genau dieses Setting untersucht, um herauszufinden, unter welchen technischen, fachlichen und ethischen Voraussetzungen ein solcher KI-Chatbot für die Offene Kinder- und Jugendarbeit umsetzbar wäre – und was es dabei zu beachten gibt.

Weiterführende Informationen zum Projekt findet ihr hier.

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Rassismuskritisch

Was braucht es für rassismuskritische Jugendarbeit?

Rassismus ist ein alltägliches Phänomen in der OKJA. Kinder und Jugendliche sind davon betroffen, sie reproduzieren rassistische Äusserungen oder diskutieren über das Thema. Auch die Fachpersonen sind gefordert, indem sie beispielsweise Betroffene bestärken, bei rassistischen Aussagen Position beziehen oder eigene rassistische Denkschablonen kritisch hinterfragen.

Rassismus wird vermehrt medial thematisiert und öffentlich diskutiert, was erfreulich ist. Dennoch nimmt Diskriminierung nicht ab und rassistische Argumente scheinen im politischen Diskurs (wieder) salonfähig zu sein. Die Gesellschaft ist rassistisch geprägt und strukturiert. Dieser Umstand soll in der OKJA kritisch thematisiert werden.

Beispielsweise gibt es die Fachgruppe des DOJ, die sich an Fachpersonen der OKJA richtet. Sie macht Wissen zugänglich und bietet eine Diskussionsplattform. Weiter werden Fragen aus der Praxis aufgegriffen. Die Arbeit der Fachgruppe zielt darauf ab, Zugangsbarrieren zu Angeboten der OKJA in Bezug auf Rassismen abzubauen, eine rassismuskritische OKJA-Praxis weiterzuentwickeln und neue Angebote zu gestalten. Zudem widmet sich die Fachgruppe der Grundlagenarbeit, um den Begriff Rassismus in all seinen Facetten und auf allen Handlungsebenen greifbar zu machen.

Mehr Informationen zum Thema unter der Fachgruppe gibt es hier.

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Mädchen

Was ist wichtig im Zusammenhang mit Mädchen*arbeit?

Ein zentrales Instrument der Mädchen*arbeit ist die Arbeit im Treff. Dieser bietet einen offenen Raum, wo Mädchen* und junge Frauen* unter sich sein können. So werden Lernfelder ermöglicht, wo frei von Stereotypen und heteronormativen Rollenerwartungen experimentiert und ausprobiert werden kann. Ein regelmässiges Treffangebot ermöglicht den Beziehungsaufbau, was für die Partizipation, Bildung und Beratung in persönlichen Belangen Voraussetzung ist.

Mädchen*arbeit war und ist nie nur die Arbeit mit dem individuellen Mädchen*, sondern hatte immer auch die gesellschaftlichen Bedingungen, die die Ungleichheit schaffen, im Blick. So gehört zu den Aufgaben im Fachbereich auch die Sensibilisierung einer breiteren Öffentlichkeit. Dies geschieht z. B. in Form von Sichtbarmachung von Mädchen*anliegen und durch die Förderung von Geschlechtervielfalt und dem intersektionalen Ansatz in der Offenen Jugendarbeit allgemein. Es geht nicht (nur) darum, mit Mädchen*arbeit ein paar Mädchen* mehr anzusprechen. Vielmehr muss es darum gehen, in der ganzen Offenen Jugendarbeit ein umfassendes, machtkritisches Verständnis zu verankern, um sensibel und kompetent mit den Themen rund um Geschlechtervielfalt und Intersektionalität umzugehen. 

Hier geht es zum ganzen Artikel von Rahel Müller im Magazin von Avenir Social.

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Kleinkredite

Wie kann Verschuldung von Jugendlichen vermieden werden?

Für Minderjährige ist ein Vertrag, wie zum Beispiel Kleinkredit- oder Leasingvertrag nur mit Zustimmung der gesetzlichen Vertretung zulässig. Kleinkredit- und Leasingverträge haben oftmals eine längerfristige, manchmal im Voraus nicht voll abschätzbare Verpflichtung zufolge und können leicht zu Überschuldung führen. Von Kleinkredit- und Leasingverträgen ist Jugendlichen daher abzuraten. Kontokarten ermöglichen es, Einkäufe mit direkter Belastung zu tätigen. Meist ist es möglich, das Konto vorübergehend bis zu einer bestimmten Limite zu überziehen. Deshalb ist auch in diesen Fällen für minderjährige Jugendliche bei einem Kartenantrag die Zustimmung der gesetzlichen Vertretung nötig. Alle modernen Formen der Finanzierung bringen unweigerlich die Gefahr der Überschuldung mit sich.

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Interreligiöser Dialog

Was ist zu verstehen unter dem Begriff «interreligiöser Dialog»?

Interreligiöser Dialog fördert das gegenseitige Verständnis, das gegenseitige Zuhören und den gegenseitigen Respekt. Der interreligiöse Dialog schafft Raum für die Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Im Dialog können gemeinsame Interessen erkannt und gemeinsame Ziele formuliert werden. Dabei soll der einzelne Mensch in der eigenen Weltanschauung gefördert werden und gleichzeitig Offenheit für andere Religionsgemeinschaften entwickeln. Die Begegnung und der Austausch auf Augenhöhe, ohne das Anderssein verändern zu wollen, soll möglich sein.

Mehr zu diesem Thema gibt es beim Projekt IDIK der okaj zürich.  

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Glaube

Was empfiehlt die Offene, kirchliche Jugendarbeit, wie mit den Themen Religion und Glaube umgegangen werden soll? 

In erster Linie, in dem nicht mit vorgefertigten Antworten reagiert wird auf Fragen der Jugendlichen. Vielmehr ist es die Aufgabe der Jugendarbeitenden, zusammen mit den Jugendlichen auf die Suche zu gehen, was denn die verschiedenen Sichtweisen und Vorstellungen sind der Einzelnen. Und diese dann in einen Austausch zu bringen miteinander.

Mehr zu diesem Thema gibt es beim Projekt IDIK der okaj zürich.  

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Kirchliche Jugendarbeit

Was genau ist offene kirchliche Jugendarbeit?

Am einfachsten ist es zu sagen, dass offene kirchliche Jugendarbeit im Kern identisch ist mit der Offenen Jugendarbeit. Der Unterschied ist, dass sie bezahlt und finanziert wird von den Kirchen und dass, Menschen nicht nur aus humanistischen und anthropologischen Gründen den Dienst am jungen Menschen leisten möchten, sondern auch noch aus theologischen Gründen. In der offenen kirchlichen Jugendarbeit ist zu dem explizit der Raum gegeben, um Fragen zu stellen zum eigenen Glauben, zu Fragen über den Sinn des Lebens. Es ist aber, wie der Name sagt, offen für alle. Das bedeutet, es wird interreligiös gearbeitet und geht in keiner Weise um Missionierung oder Rekrutierung von Kirchenmitglieder.

Mehr zum Thema Religion und kirchliche Jugendarbeit gibt es bei “okaj im Gespräch” mit Mario Stanković und Viktor Diethelm. 

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Scheidung

Was sind die Rechte von Kindern und Jugendlichen bei einer Scheidung oder Trennung der Eltern?

Kinder und Jugendliche haben das Recht, vor dem gerichtlichen Entscheid über die Zuteilung der elterlichen Sorge angehört zu werden. Diese Anhörung wird in der Regel durch Richter*innen selbst oder in ihrem Auftrag von Psycholog*innen oder Sozialarbeiter*innen durchgeführt. Das Ziel der Anhörung ist einerseits abzuklären, wie die Chance, der möglichst positiven Entwicklung des Kindes am besten gewahrt wird. Andererseits geht es um das Recht des Kindes, seine Sicht der Dinge in die Entscheidung des Gerichts einbringen zu können. Je reifer die Jugendlichen sind, desto stärker wiegt ihre Haltung beim Entscheid.  

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich.

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okaj zürich

Was bedeutet eigentlich die Abkürzung okaj?

Der Name «okaj zürich» wurde 1992 definiert. Zuvor hiess der Verband VFF: Vereinigung Ferien und Freizeit. Im Laufe der Zeit änderte sie den Namen zu Organisation und Kontaktstelle aller Jugendvereinigungen im Kanton Zürich OKAJ. Mittlerweile lautet der Name okaj zürich – Kantonale Kinder- und Jugendförderung.

Mehr zur Geschichte der okaj zürich gibt es hier.

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Studium Soziale Arbeit

Welche Eigenschaften sollte ein Mensch mit sich bringen für ein Studium in sozialer Arbeit? 

Der Bereich der Sozialen Arbeit ist sehr breit gefächert und inkludiert einzelne Fachrichtungen, wie zum Beispiel Sozialarbeit, Soziokulturelle Animation, Sozialpädagogik, Gemeinwesenarbeit und vieles mehr. In der Sozialen Arbeit braucht es starke Fachpersonen mit hoher Sozialkompetenz und einer reflektierten Berufsmotivation. Einige der konkret genannten Merkmale (Beispiel ZHAW): 

  • Interesse und Akzeptanz für Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen und Herausforderungen  
  • Fähigkeit, sich auf die Erfahrungen und Gefühle von Personen einzulassen und diese ernst zu nehmen 
  • Interesse und Bereitschaft, sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinanderzusetzen 
  • Motivation zur Selbstreflexion, d. h. eigene Handlungen zu hinterfragen und weiterzuentwickeln 
  • Hohe Belastbarkeit, gerade in schwierigen Situationen 
  • Gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit  
  • Interesse daran, wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen 
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Haftung

Inwiefern haften Kinder und Jugendliche? 

Für (finanzielle) Schäden, die anderen zugefügt werden, sind urteilsfähige Jugendliche selber verantwortlich. Entscheidend für das Ob und den Umfang der Haftung ist dabei, inwieweit der/die Jugendliche die Bedeutung ihres schädigenden Verhaltens und dessen Folgen abschätzen konnte und ob er/sie den Schaden hätte vorhersehen oder vermeiden können. Eine Haftung der Eltern für das Verhalten der Kinder besteht (nur) dann, wenn die Aufsichtspflicht verletzt wurde, die ihnen gegenüber ihrem Kind obliegt. Mit zunehmendem Alter der Kinder sind die Eltern immer weniger verpflichtet, deren Handlungen umfassend zu überwachen. Denn zur Ermöglichung der Entwicklung des Kindes ist es notwendig, dass ihm zunehmend die notwendige Freiheit und Selbstverantwortung eingeräumt werden. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

85

Männlichkeit

Was ist problematisch an Vorstellungen von Männlichkeit? 

Schon in jungen Jahren lernen Buben, was ein «richtiger Mann» angeblich zu sein hat: 

  • stark, durchsetzungsfähig, cool 
  • emotional kontrolliert (sprich: Gefühle zeigen ist schwach) 
  • heterosexuell, leistungsorientiert, konflikterprobt 

Diese Vorstellungen von Männlichkeit – häufig unreflektiert in Schule, Medien und Familie vermittelt – sind nicht nur begrenzend, sondern oft auch gesundheits- und beziehungsgefährdend. Gewalt, Suchtverhalten oder Schulversagen sind Ausdruck davon, wie toxisch diese Ideale wirken können. 

Jungenarbeit, die sich geschlechterbewusst versteht, macht nicht einfach Angebote für Jungs – sie macht Angebote mit Jungs: 

  • Sie regt zur kritischen Auseinandersetzung mit Männlichkeit an. 
  • Sie fördert Empathie, emotionale Intelligenz und Selbstverantwortung
  • Stärkt die psychische Gesundheit
  • Sie öffnet Räume, in denen Zärtlichkeit, Verletzlichkeit und Vielfalt nicht beschämt, sondern bestärkt werden. 

84

Datenschutz

Welche Informationen dürfen/ sollen den Eltern weitergegeben werden? 

Die Einrichtung der Jugendarbeit unterstehen gegenüber den Eltern für Informationen, die urteilsfähige Jugendliche betreffen, grundsätzlich der Schweigepflicht. Das ergibt sich aus unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen und aus dem Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen. Der Einbezug der Eltern oder auch der Kinderschutzbehörde ist für die Jugendarbeit dann erlaubt, wenn das wohl einer/s Jugendlichen eine dringliche Intervention verlangt. Zu denken ist an Fälle, wo die Jugendarbeit Kenntnisse oder Verdacht bezüglich Gewalt und Missbrauchssituationen hat, wenn die Verwahrlosung einer/s Jugendlichen droht oder wenn der exzessive Konsum von weichen oder der Konsum von harten Drogen den Bedarf nach Intervention belegt. Wenn möglich, sollte das selbstverantwortliche Tätigwerden der/s Jugendlichen im Vordergrund stehen. Man sollte sich, wenn die Zeit dazu zur Verfügung steht, für eine sorgfältige Intervention absprechen. Je nach Thema und Region, bestehen dafür unterschiedliche Ressourcen, wie Fachstellen oder themenspezifische Netzwerke. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

83

Urteilsfähigkeit

Ab wann sind Jugendliche urteilsfähig und was dürfen sie alles selbst entscheiden? 

Für die Urteilsfähigkeit besteht keine bestimmte Altersgrenze. Relevant sind die konkreten Verhältnisse, die Tragweite der Entscheidung und die Reife. Urteilsfähige, unmündige Personen können sich durch ihre Handlungen verpflichten (z.B. Verträge), soweit die Eltern zustimmen (stillschweigend und allenfalls auch nachträglich). Sie können, was sie durch eigene Arbeit erwerben, zum Beispiel durch Ferienjobs, selbstständig verwalten und verwenden. Sie können Geschenke erwerben und Persönlichkeitsrechte selber ausüben. Das bedeutet, sie können zum Beispiel einer ärztlichen Behandlung zustimmen, einem Verein beitreten oder über die Berufswahl entscheiden ohne die Zustimmung der Eltern. Die Frage der religiösen Ausrichtung darf der/die Jugendliche mit 16 Jahren selbstständigen entscheiden. Ab diesem Zeitpunkt ist zum Beispiel ein Austritt aus einer Landeskirche und der Beitritt zu einer religiösen Gemeinschaft gegen den Willen der Eltern möglich. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

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Teilhabe

Wie können Kinder und Jugendliche ihren Sozialraum erkunden?

Zum Beispiel mit einem «Quartier-Wikipedia»: Kinder oder Jugendliche dokumentieren ihre Umgebung: Lieblingsorte, versteckte Spots und ihre Sicht auf den Ort – per Video, Podcast, Fotoserie oder Text. Alles wird gesammelt auf einer „Wikiseite“ oder einer Social-Media-Plattform veröffentlicht. Weitere ähnliche Methoden sind auf Methodenkoffer | sozialraum.de zu finden. Zum Beispiel die subjektive Landkarte ist sehr beliebt. 

Dadurch können diese Ziele verfolgt werden: 

  • Kinder und Jugendliche entdecken Neues
  • Perspektiven von Kindern und Jugendlichen werden sichtbar. Die Ergebnisse können fürs OKJA-Team nützlich sein. Oder man nutzt die Ergebnisse um gegenüber der Gemeinde die Interessen von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen 
  • Die Medienkompetenz wird gefördert 

Wichtig ist sich zu überlegen, welche Infos öffentlich werden sollen und welche nicht. Insbesondere bei Infos über Treffpunkte von Kindern und Jugendlichen ist Vorsicht geboten. Die Infos könnten von anderen auch dazu genutzt werden, Jugendliche von ihren Treffpunkten zu verdrängen.

81

Jugendstrafgesetz

Wann kommt das Jugendstrafgesetz zum Zuge?

Das Jugendstrafgesetz kommt gegenüber Straftäter*innen zwischen 10 und 18 Jahren zur Anwendung. Verübt, der/die Jugendliche nach dem eröffneten Strafverfahren ein weiteres Delikt und ist er/sie inzwischen 18 Jahre alt geworden, ist das Jugendstrafverfahren weiter anzuwenden, jedoch sind Strafen nach dem Erwachsenenstrafrecht auszufällen. Kinder unter 10 Jahren fallen nicht unter das Strafrecht. Die Polizei hat jedoch die Eltern und allenfalls die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) oder kantonalen Fachstellen für Jugendhilfe zu benachrichtigen. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshanduch der okaj zürich. 

80

Schwangerschaft

Was ist wichtig zu wissen bei einer ungewollten Schwangerschaft einer Jugendlichen?

Urteilsfähige, junge Frauen haben das Recht, unabhängig von Wissen und vom Willen der Eltern, sich Verhütungsmittel ärztlich verschreiben zu lassen. Ebenso sind sie frei, sich ohne Kenntnis der Eltern, die «Pille danach” in der Apotheke zu beschaffen oder bei einer vermuteten Schwangerschaft ein/e Gynäkolog*in aufzusuchen. Die Ärzte sind den Eltern und dritten gegenüber zur Verschwiegenheit verpflichtet. Bei einer ungewollten Schwangerschaft sollte man sich möglichst mit einer Vertrauensperson über das weitere Vorgehen absprechen. Das kann eine Person aus dem persönlichen Umfeld, Ärzte oder eine Jugend-, Familienberatungs- oder Familienplanungsstelle sein. Diese Stellen unterstützen junge Frauen und Paare darin, eine eigenständige Entscheidung zu finden, ob das Kind ausgetragen oder ob die Schwangerschaft abgebrochen werden soll. Die Stellen unterstehen einer strikten Schweigepflicht und dürfen gegen den Willen der urteilsfähigen Jugendlichen niemanden informieren. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

79

Altersgrenzen

Welche Altersgrenzen sind zu beachten, wenn Kinder oder Jugendliche etwas arbeiten können? 

Es bestehen folgende Alterslimiten bezüglich der Arbeit von Jugendlichen in Betrieben: Erst ab dem 13. Lebensjahr dürfen leichtere Arbeiten verrichtet werden. Während der Schulzeit maximal 9 Stunden pro Woche und maximal 3 Stunden pro Schultag. Bei Tätigkeiten von Jugendlichen unter 13 Jahren, im Rahmen einer Freizeitbeschäftigung, sind Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Mithilfe hinter der Bühne oder am Kiosk zulässig. Jegliche Beschäftigung von Jugendlichen unter 13 Jahren in einem Arbeitsverhältnis ist verboten. Grundsätzlich muss bei jeder Tätigkeit der Jugendlichen gewährleistet sein, dass ihre Gesundheit und Schulleistungen nicht beeinträchtigt werden. Schulpflichtige Jugendliche über 13 dürfen maximal während der Hälfte der Ferien arbeiten, während bis zu 8 Stunden pro Tag und in der Zeit zwischen 6 Uhr – 18 Uhr. Ab dem 16. Altersjahr dürfen auch Ferien- und Nebenjobs in Restaurants und Kinos übernommen werden. 16- bis 18-jährige Jugendliche dürfen bis maximal 22:00 Uhr beschäftigt werden. Bei Fragen zum Arbeitseinsatz von Jugendlichen kann das kantonale Arbeitsamt angefragt werden. Unterstützung für Jugendliche können Arbeitnehmerverbände und Gewerkschaften bieten.

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

78

Bildrechte

Was bedeutet das “Recht am eigenen Bild“? 

Für den Themenkreis Internet und Recht ist das wichtigste Recht jenes am eigenen Bild: jede Person darf selbst über die Verwendung von Bildern bestimmen, auf denen sie erkennbar ist. Falls zum Beispiel ein Jugendzentrum eine Webcam betreiben will, auf deren Bildern die einzelnen Personen erkennbar sind, muss dieses die Besucher*innen am Eingang über den Betrieb der Webcam und über die Tatsache, dass die aufgenommenen Bilder auf dem Internet frei ersichtlich sind, aufklären. Den betroffenen Personen wird so die Möglichkeit gegeben, dass Jugendzentrum nicht zu betreten, wenn sie nicht im Internet erscheinen wollen. 

Es gibt auch erlaubte Eingriffe in das Recht am eigenen Bild. So kann etwa bei den online publizierten Partyfotos darauf geschlossen werden, dass die fotografierten Personen ihre stillschweigende Zustimmung zur Publikation der Bilder auf dem Internet abgegeben haben, in dem sie sich von dem/der Fotograf*in haben fotografieren lassen. Die Rechtslage ändert sich, wenn die mit Einwilligung der fotografierten Personen gemachten Bilder, später zum Beispiel für eine Produktion eines Plakates in der Öffentlichkeit benutzt wird. 

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich. 

77

Hausverbot

Was hat es mit einem Hausverbot genau auf sich? 

Wird ein Hausverbot ausgesprochen, so macht sich eine Person, die dagegen verstösst des Hausfriedensbruchs schuldig. Die für das Haus verantwortlichen Personen, zum Beispiel Jugendhausleiter*innen, können bei der Polizei einen Strafantrag stellen. Ein Hausverbot sollte immer sachlich begründet sein. Private, auch Vereine, Clubs etc., dürfen zwar frei entscheiden, wen sie als Mitglieder aufnehmen oder als Besucher*innen ihrer Lokalitäten zulassen wollen. Dies gilt aber nur, solange sich ihr Angebot nicht an die Öffentlichkeit richtet. Öffentliche Jugendhäuser und Einrichtungen müssen allen Personen, die sich an die Hausordnung halten, Zugriff gewähren. Eine Verweigerung darf weder willkürlich noch diskriminierend (zum Beispiel gegen Personen mit Migrationshintergrund gerichtet) sein.  

Mehr Infos dazu gibt es im Rechtshandbuch der okaj zürich.

76

Partizipation

Wie gelingt Kinder- und Jugendpartizipation? 

Die UNO-Kinderrechtskonvention sieht Minderjährige als handlungsfähige Bürger*innen, welche eine eigene Meinung entwickeln und mitentscheiden wollen. Diese Meinungen gilt es anzuhören und zu vertreten. Für Kinder- und Jugendpartizipation sind vielfältige Methoden gefragt, um alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von Freundeskreis, sozialer Herkunft, (von aussen zugeschriebener) Migrationsgeschichte und Geschlecht zu erreichen. 

Politik ist mehr als Abstimmungen und Wahlen. Oftmals bevorzugen Kinder und Jugendliche informellere und weniger verbindliche Formen politischer Partizipation, als es bei Abstimmungen und Wahlen der Fall ist.

Beispiele politischer Teilhabe: 

  • Debatten (analog und digital) 
  • Jugendparlamente und -foren 
  • Demonstrationen, Aktionen oder Flashmobs 
  • Vereinstätigkeiten/Freiwilligenarbeit als Dienst für die Gesellschaft 

Kinder- und Jugendpartizipation stärkt die freie Meinungsäusserung und trägt zur Anerkennung der Stimmen von Minderheiten bei. Kinder und Jugendliche haben dadurch Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, sich selbstwirksam zu erleben und die Fähigkeit zu erlangen, in Aushandlungsprozessen ihre Standpunkte konstruktiv einzubringen.

75

Alkohol

Jugendliche trinken in der Nähe vom Treff Wodka. Wie gehe ich damit um? 

Jugendliche holen sich am Kiosk vom Jugendtreff ein Fanta und gehen dann wieder. Das Team der Jugendarbeit weiss, dass diese Peergroup (alle minderjährig), sich regelmässig zum Chillen in einem nahegelegenen Park trifft. Die Vermutung liegt nahe, dass die Jugendlichen den Softdrink mit Alkohol mischen. Besonders auffällig wird das Mischen mit Alkohol dann, wenn Jugendliche zum Beispiel 3 Fantas mit 6 Bechern bestellen. 

Klar ist, dass Minderjährige im Treff und auf dem zugehörigen Areal keinen selbst mitgebrachten Alkohol konsumieren dürfen. Findet der Konsum abseits vom Areal statt, wird es komplexer: Fachpersonen sollen Jugendliche auf ihren Alkoholkonsum sowie die damit verbundenen Risiken ansprechen. Beispielsweise auch, dass sie niemanden alleine lassen sollen, und schauen, dass alle gut nach Hause kommen.  

Möglichkeiten sind einen Rundgang ums Areal zu machen oder darauf zu achten, ob Jugendliche betrunken sind, wenn sie wieder in den Treff kommen. Dann gilt es im Sinne der Aufsichtspflicht als Treffleitung zu beurteilen, ob Jugendliche sich oder andere durch Alkoholkonsum selbst gefährden. 

Wichtig: Es braucht eine klare Haltung im Team, wie damit umgegangen wird. Dabei die groben Parameter festlegen und zusammen besprechen, wo Teammitglieder auch noch Spielraum haben.  

74

Jungs

Weshalb braucht es genderreflektierte Arbeit mit Jungs? 

Erwachsen zu werden, ist anspruchsvoll. Das gilt auch und besonders für Jungs. Denn die an sie gerichteten Männlichkeitsanforderungen sind zunehmend widersprüchlich. Nach wie vor müssen sie traditionelle Männlichkeit – hart, stark, souverän etc. – leben, um sich insbesondere in der gleichgeschlechtlichen Peergroup zu behaupten. Gleichzeitig müssen sie mit der Kritik an diese Anforderungen umgehen und eine ganze Reihe zusätzlicher Anforderungen (z. B. Einfühlsamkeit, emotionale und soziale Kompetenzen etc.) erfüllen. In diesem Spannungsfeld werden sie von Schule, Elternhaus und psychosozialer Grundversorgung weitgehend allein gelassen. Es mangelt an Orientierung und Rollenmodellen.  

Die sich im Aufbau befindende Fachstelle OH BOY* soll mit ihrem Angebot zu diesem Thema sensibilisieren und entsprechende Methoden und Weiterbildungen zur Verfügung stellen für Fachpersonen, die mit dieser Zielgruppe unterwegs sind. Das Projekt OH BOY* ist eine Kooperation von okaj zürich, Berner Fachhochschule und männer.ch. Die Aufbauarbeiten haben 2025 begonnen.  

73

Religion

Wie gehe ich damit um, wenn Jugendliche Erwachsenen nicht die Hand geben wollen? 

Die Verweigerung des Händeschüttelns ist kein Hinweis auf Radikalisierung. Manche muslimischen Menschen – teils auch kulturell bedingt – vermeiden Körperkontakt zwischen den Geschlechtern und beschränken ihn auf Ehepartner oder enge Verwandte. Respektiere das und nutze es als Gesprächsanlass: Frag nach Gründen, Überzeugungen und dem Alltag. Oft ist es eine Beziehungsfrage – manchmal auch ein Test, wie das Gegenüber reagiert. 

Mehr zum Thema erfährst du beim Projekt «Interreligiöser Dialog und interreligiöse Kooperation in der Arbeit mit jungen Menschen im Kanton Zürich».

72

WhatsApp

Darf ich als Jugendarbeiter*in 12-Jährigen auf WhatsApp schreiben? 

Fachpersonen in der OKJA sind bei der digitalen Kommunikation mit Jugendlichen oft mit einem Widerspruch konfrontiert. Der digitale Raum ist ein zentraler Dreh-und Angelpunkt in der Lebenswelt von so gut wie allen Jugendlichen. Vermehrt haben bereits Primarschüler*innen Handys und nutzen WhatsApp. Laut Nutzungsbedingungen dürfte aber WhatsApp erst ab 13 Jahren benutzt werden. 

Also sollte unter 13 Jahren thematisiert werden, ob die Eltern WhatsApp erlaubt haben oder nicht. Wenn ja, ist es grundsätzlich okay, als Jugendarbeiter*in auf WhatsApp zu schreiben. Unter 13-Jährigen sollte aber ein alternativer Kommunikationsweg angeboten werden. Weiter ist es wichtig, Jugendliche über den Schutz ihrer Infos auf WhatsApp und Co. zu sensibilisieren.

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Erreichbarkeit

Wann bin ich als Jugendarbeiter*in auf dem Handy erreichbar? 

Jugendliche melden sich auch ausserhalb der Öffnungszeiten mit ihren Anliegen. Es gilt deshalb klar zu regeln, wann man als Fachperson antwortet und wann nicht. Im Sinne einer professionellen Haltung in Bezug auf Nähe und Distanz zu Jugendlichen, sollte man nur während der Arbeitszeit erreichbar sein. Ausserdem benötigen Jugendarbeiter*innen eine separate Handynummer für die Arbeit. Die private Nummer soll Jugendlichen nicht gegeben werden. Für Jugendliche ist es zielführender zu wissen, welche Angebote in Krisensituationen wirklich immer erreichbar sind. Zum Beispiel ist das Angebot https://www.147.ch/ rund um die Uhr nutzbar.

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«Geräusche-Ratespiel im Dunkeln»

Was kann ich an einem regnerischen Tag im Ferienlager mit Kindern machen?

In einem abgedunkelten Raum (oder mit Augenbinden) werden mit Kindern Alltagsgeräusche vorgespielt. Wer erkennt was? Dadurch werden die Sinneswahrnehmung und die Konzentration der Kinder gefördert.

69

Religion

Wie gehe ich als kirchliche*r Jugendarbeiter*in auf Jugendliche unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten zu? 

Zeige echtes Interesse: Frag nach Festen, Ritualen und Werten. Sei neugierig, ohne zu bewerten, und teile auch deine eigene Sicht. So entsteht Vertrauen, Unterschiede werden normal und Gemeinsamkeiten rücken in den Vordergrund. Im Austausch lernst du nicht nur die anderen besser kennen, sondern entdeckst auch Neues über deinen eigenen Glauben. 

Mehr zum Thema erfährst du beim Projekt «Interreligiöser Dialog und interreligiöse Kooperation in der Arbeit mit jungen Menschen im Kanton Zürich» 

68

Personendaten

Wie funktioniert der Datenschutz bei einem Austausch bzw. bei runden Tischen?

Beim Austausch von Personendaten (z. B. im Rahmen von Runden Tischen) ist der Datenschutz ein zentraler Aspekt – besonders, wenn es um Kinder und Jugendliche geht. Fachpersonen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) müssen dabei sorgfältig vorgehen, da sie oft mit sensiblen Daten arbeiten. 

Generell gilt: Daten dürfen mit schriftlicher Einwilligung der betroffenen Person bzw. der Eltern (bei Minderjährigen) weitergegeben werden. 

Dabei gilt ausserdem: Grundsätzlich haben OKJA-Fachpersonen ein Auftragsverhältnis gegenüber den Kindern und Jugendlichen. Deshalb soll bei Minderjährigen nebst der Einverständniserklärung der Eltern auch das Einverständnis von Kindern/Jugendlichen vorliegen. 

Dies ist aber nur der Regelfall bei runden Tischen ohne akute Kindeswohlgefährdung. Dabei zu beachten ist, dass nur relevante Daten weitergegeben werden dürfen, und es gilt so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Keine unnötigen Details oder Drittdaten (z. B. keine Infos über Geschwister, wenn nicht betroffen). Auch bei kollegialen Beratungen bzw. einem kollegialen Austausch empfiehlt es sich, Daten zu anonymisierten. 

Empfehlung für die Praxis in der OKJA 

  • Vorbereitung: Welche Infos sind relevant? 
  • Sorgfaltspflicht: Keine Gespräche über Dritte ohne Notwendigkeit 
  • Fachberatung oder Datenschutzbeauftragte beiziehen bei Unsicherheiten 

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Inklusion

Was sind Stolpersteine und Ausschlussmechanismen bei benachteiligten Jugendlichen, die beachtet werden müssen?

Der grösste Stolperstein, den ich sehe, sind die Berührungsängste von Leitungspersonen. Leitende, die sich aus Unwissenheit nicht trauen, Kinder und Jugendliche zu inkludieren, oder die es aus diesem Grund nicht als möglich erachten. Ändert sich durch den Abbau von Berührungsängsten ihre Haltung, ist plötzlich sehr vieles möglich und auch machbar. 

((Hier geht es zum ganzen Interview im Jahresbericht 2024 mit Masha Schiltknecht, Pfadi Trotz Allem))

66

Inklusion

Was braucht es, dass sich auch Kinder und Jugendliche mit Behinderungen wohlfühlen? 

Wichtig ist eine barrierefreie Infrastruktur, und Spiele müssen so gestaltet sein, dass alle mitmachen können. Ansonsten benötigen sie aus meiner Erfahrung dasselbe wie alle Kinder und Jugendlichen, um sich wohlzufühlen: Sie möchten zusammen Spass haben, etwas erleben und Freund*innen finden. 

((Hier geht es zum ganzen Interview im Jahresbericht 2024 mit Masha Schiltknecht, Pfadi Trotz Allem))

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Inklusion

Was sind Empfehlungen für die Angebotsgestaltung, damit junge Menschen mit Behinderungen vermehrt Zugang haben? 

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für vieles Lösungen gibt, wenn der Wille da ist. Dies bedeutet auch, spontan reagieren zu können, falls etwas nicht klappt, und daraus zu lernen. Bei der Pfadi Trotz Allem arbeiten wir bei der Angebotsgestaltung mit dem Modell 6+1 des adaptiven Sportunterrichts nach Heike Tiemann und dem Beobachtungs- und Adaptionsmodell von Xavier Chigot: https://tool.jugendundsport.ch/modules/6349064c3205552ed951c422?lang=de 

((Hier geht es zum ganzen Interview im Jahresbericht 2024 mit Masha Schiltknecht, Pfadi Trotz Allem)) 

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Partizipation

Wie fördert die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) die Partizipation? 

Die OKJA nimmt eine wichtige Vermittlerrolle im Gemeinwesen ein. Es geht dabei um eine Art Übersetzung, bei der die Anliegen von Kindern und Jugendlichen übermittelt werden und an eine Verwaltung oder die Politik herangetragen werden. Sagen z. B. Kinder, sie wünschen sich eine Filiale einer Fastfood-Kette, kann der Bedarf nach einem Treffpunkt abgeleitet werden. Vielleicht entsteht daraus als neues Angebot der Gemeinde ein Jugendcafé. 

Auf der anderen Seite geht es darum, die laufenden Prozesse einer Gemeindeverwaltung zu begleiten und Kinder und Jugendliche regelmässig über Fortschritte zu informieren, wenn zum Beispiel ein Sportplatz neu gestaltet wird. Zudem gehört auch eine Sensibilisierung der Kinder und Jugendlichen dazu, dass politische Prozesse lange gehen können und es dauert, bis ein Anliegen von Kindern und Jugendlichen umgesetzt wird. 

Die OKJA vermittelt zwischen beiden Seiten (Gemeindeakteur*innen und Kindern/Jugendlichen), holt Bedürfnisse ab und stimmt sie aufeinander ab.

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Kinderfreundliche Gemeinde

Was kann unter «kinderfreundliche Gemeinde» verstanden werden?

«Kinderfreundliche Gemeinde» ist eine Initiative der UNICEF zur Förderung einer kindgerechten Gemeinde- und Stadtentwicklung. Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht, in einem gesunden und sicheren Umfeld aufzuwachsen, in dem sie sich bestmöglich entwickeln können. Die UNICEF Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» unterstützt Gemeinden und Städte bei der Schaffung von Rahmenbedingungen, die genau das ermöglichen. UNICEF Schweiz und Liechtenstein zeichnet Gemeinden aus, die ihre Kinderfreundlichkeit systematisch verbessern, indem sie wirkungsvolle Massnahmen zugunsten von Kindern und Jugendlichen umsetzen.

Im Kanton Zürich besteht zur Umsetzung der Initiative seit 2024 eine Kooperation zwischen UNICEF Schweiz und Liechtenstein, der okaj zürich – Kantonale Kinder- und Jugendförderung und der Koordinationsstelle Teilhabe des Kantons Zürich. Zudem unterstützt Gesundheitsförderung Schweiz die Initiative seit Anfang 2025 im Rahmen des kantonalen Aktionsprogramms «Ernährung, Bewegung und psychische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen». Dank dieser Kooperation erhalten im Zeitraum von 2025 bis 2028 drei Gemeinden pro Jahr die Möglichkeit im Prozess zur «Kinderfreundlichen Gemeinde» durch die okaj zürich begleitet zu werden. Diese Gemeinden profitieren zudem von einer Mitfinanzierung der Zertifizierungskosten in Höhe von fünfzig Prozent (bei Erstzertifizierung).

Mehr Infos über den Prozess zur kinderfreundlichen Gemeinde gibt es hier: https://okaj.ch/projekte/kinderfreundliche-gemeinde

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Young Carer

Was sind Young Carer und was gibt es zu wissen darüber?

Young Carers sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren, die sich regelmässig um jemanden kümmern, dem es schlecht geht. Als junge Pflegende tragen sie eine grosse Verantwortung, welche einen Grossteil ihres Alltags bestimmt. In der Schweiz gibt es gemäss Careum Hochschule Gesundheit über 50’000 Young Carers. Schätzungsweise sind acht Prozent der Schweizer Kinder und Jugendliche junge Pflegende − das sind acht von hundert Kindern. Oft übernehmen sie die ganze Verantwortung für ihre Familie, treffen Entscheide und stemmen den Alltag.

Es kann für Jugendliche sehr anstrengend und belastend sein, sich um jemanden zu kümmern. Wenn dann noch Schule, Ausbildung, Freunde, Freizeit und Hobbys dazukommen, wird es schnell stressig oder gar zu viel. Es ist wichtig Young Carers dabei zu unterstützen, dass ihnen bewusst ist, dass sie als Young Carer jederzeit das Recht haben «Nein» zu sagen oder sich Hilfe zu holen, wenn sie etwas nicht leisten können oder möchten. Im Alltag kann es für sie sehr schwierig sein, sich abzugrenzen, besonders wenn jemand aus der Familie Hilfe braucht und vielleicht noch jüngere Geschwister da sind.

Quelle: 147.ch

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Beziehung

Eine 16-jährige Person ist in einer romantischen Beziehung mit einer 21-jährigen Person. Ist das in Ordnung?

Wenn beide Personen 16 Jahre oder älter sind, gibt es keine rechtliche Altersbeschränkung. Eine 16-jährige Person kann mit jemandem, der 21 Jahre alt ist zusammen sein, ausser sie befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis. Dies könnte das Verhältnis zwischen einer auszubildenden Person und ihrer vorgesetzten Person oder eines Schülers oder einer Schülerin und der Lehrperson sein. Altersbeschränkungen bestehen nur, wenn eine oder beide Personen unter 16 Jahre sind. In diesem Fall darf der Altersunterschied nicht mehr als 3 Jahre betragen. Dies wird durch das Schutzalter geregelt, das junge Menschen schützen soll.

Quelle: 147.ch

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Jugendapp

Wofür ist das Jugendapp im Jugendarbeits-Alltag?

Für die Jugendarbeit ist es wichtig im Bezug auf ihre Angebote, Projekte und Themen niederschwellig mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Dies geschieht traditionell im Jugendtreff, bei der aufsuchenden Arbeit, bei Veranstaltungen, in Beratungen oder bei Projektarbeiten. Beziehungspflege geschieht heute mediatisiert, die Lebenswelt Jugendlicher ist digitalisiert. Das heisst, ergänzend zu physischen Interaktionen, finden mediale, meist digitale Interaktionen statt – z.B. über Social Media oder Messenger. Es eröffnet sich ergänzend zum physischen Sozialraum ein digitaler Sozialraum. Mit der Jugendapp erweitert die Jugendarbeit diesen Raum ins Digitale, Mediale. Sie schafft einen eigenen, sicheren digitalen Raum. Im Gegensatz zu kommerziellen Social-Media-Plattformen können die Jugendlichen und Jugenarbeiter:innen den digitalen Raum in der Jugendapp selbst definieren – von der Gestaltung zu den Spielregeln der Interaktionen bis zur Moderation.

Mehr Infos gibt es unter https://jugendarbeit.digital/produkte/jugendapp/

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Rumhängen

Rumhängen: Was hat es damit auf sich? 

Junge Menschen stehen heutzutage vielfach unter Leistungsdruck. Dazu können Herausforderungen zuhause, in der Familie kommen und es gibt kaum Orte, an denen die Jugendlichen “einfach sein” und sich mit Kolleg*innen treffen können. Dieses “Rumhängen” hat dabei eine grosse Qualität, da der Austausch mit Gleichaltrigen wichtig für die persönliche Entwicklung und das Erwachsenwerden ist. Für dieses “Hängen”, kann die Offene Kinder- und Jugendarbeit Räume/Gefässe zur Verfügung stellen, wo auch Fachpersonen vor Ort sind und unterstützen, wenn nötig. Falls die Jugendlichen das Gespräch mit einer erwachsenen Person suchen, bieten Fachpersonen der OKJA unkomplizierte Unterstützung.

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Wer ist zuständig?

Wer ist für die Kinder- und Jugendförderung in der Schweiz zuständig? 

In der Schweiz sind sowohl der Bund als auch die Kantone und Gemeinden für die Kinder- und Jugendförderung zuständig. Es gibt verschiedene Organisationen und Institutionen, die Programme und Dienstleistungen anbieten. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit liegt im Kanton Zürich in der Verantwortung bei den Gemeinden. 

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OKJA

Warum braucht es Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA)? 

OKJA ist ein niederschwelliges Angebot, das nah ist an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen: Offen für alle, kostenlos, ohne wiederkehrende Verpflichtung. Die OKJA wirkt präventiv und Fachpersonen können als Seismograf*innen gesehen werden, die Problemstellungen und Trends früh erkennen. Zudem schafft die OKJA Räume für Selbstverwirklichung, die sonst kaum bestehen. Dass Jugendliche ihre Freizeit aktiv mitgestalten können und selbständig etwas umsetzen können, stärkt die Selbstwirksamkeit und die Resilienz der Kinder und Jugendlichen. Das alles kann einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben. Die OKJA leistet im demografischen Wandel einen Beitrag zum grösseren Verständnis der Jugend in der Bevölkerung und fördert ein friedliches Zusammenleben. 

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Unfreiwillige Schaumparty

Was tun, wenn Seife statt Geschirrspülmittel verwendet wird? 

Wenn im Jugendtreff versehentlich Seife statt Geschirrspüler-Waschmittel in die Spülmaschine gegeben wurde («lustiger Scherz von Jugendlichen»), kann dies zu starker Schaumbildung führen. Um das zu verhindern, falls es genug früh bemerkt wird, können verschiedene Massnahmen ergriffen werden:  

1. Schaum reduzieren: Gib etwa 200 ml weissen Essig auf den Schaum, um ihn aufzulösen. Alternativ kannst du die gleiche Menge Essig in die Spülmaschine geben, bevor du einen leeren Waschgang startest. Salz kann auch schaumhemmend wirken.  

2. Spülmittel-Fach reinigen: Reinige das Fach, in welches das Spülmittel gegeben wurde, gründlich von Spülmittelresten.  

3. Leeren Waschgang: Führe einen leeren Waschgang mit normaler Temperatur durch, um die Spülmaschine von Spülmittelresten zu befreien.  

4. Anfrage beim Fachhändler: Bei grosser Schaumbildung, unfreiwilligen «Schaumparties» und wenn du nicht sicher bist, wie du vorgehen sollst, wende dich an den Fachhändler oder die Hersteller-Hotline, um Hilfe zu erhalten.  

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Partizipation

Was sind zentrale Punkte in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit? 

Ein zentrales Element der OKJA ist die Partizipation der Jugendlichen. Sie werden ermutigt, ihre Meinungen und Ideen einzubringen und aktiv an der Gestaltung der Angebote mitzuwirken. Dies fördern das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstwirksamkeit. Die OKJA hat auch eine präventive Funktion, indem sie sozialer Vereinzelung entgegenwirkt, Gewaltprävention betreibt und die Integration von benachteiligten Gruppen unterstützt. Sie trägt mit vielfältigen Angeboten, Projekten und Räumen für Kinder- und Jugendliche dazu bei, ein positives Umfeld für die Entwicklung junger Menschen zu schaffen. 

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Social-Media-Konsum

Was kann helfen bei der Begleitung von Jugendlichen im Zusammenhang mit dem Social-Media-Konsum? 

Der Umgang von Fachpersonen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit dem Medienkonsum Jugendlicher – insbesondere der sozialen Medien – erfordert eine reflektierte, begleitende und kompetenzfördernde Haltung. Wichtig ist es, realitätsnah zu bleiben: Soziale Medien sind fester Bestandteil der Lebenswelt von Jugendlichen. Verbote oder Pauschalkritik führen eher zu Abgrenzung als zu Dialog. Das Ziel sollte sein, Medienkompetenz statt Medienvermeidung zu fördern. 

Bietet z.B. regelmässig Gesprächsrunden oder Workshops an. Mögliche Themen könnten sein „Welche Infos über mich poste ich auf Instagram – und warum?“, „Wie fühlt sich Online-Stress, also zum Beispiel der Druck immer auf Nachrichten antworten zu müssen an?” Sei als Fachperson ansprechbar bei Cybermobbing, Sexting und digitalem Stress. Dabei hilft es, Anlaufstellen zu kennen und mit spezialisierten Fachstellen zusammen zu arbeiten.

Sensibilisiere Jugendliche für Privatsphäre und Datenweitergabe und achte selbst auf einen reflektierten Umgang: z.B. keine Fotos von Jugendlichen posten ohne Einwilligung. 

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Fussball und Gender

Wie kann die Fussball EM 2025 der Frauen in der Schweiz als Aufhänger für Projekte mit Kindern und Jugendlichen genutzt werden? 

Im Juli 2025 wird in der Schweiz die Fussball EM der Frauen ausgetragen. Fünf Spiele finden in der Stadt Zürich statt. Dieser internationale Grossanlass bietet eine gute Gelegenheit für Projekte mit Kindern und Jugendlichen zum Thema «Fussball und Gender». Z.B. lassen sich im Treff Public Viewings organisieren, die genutzt werden können für den Dialog zum oben genannten Thema. 

Das Netzwerk Sozialraum Stadion hat einen Ideen-Workshop für mögliche Projekte gemacht. Die Resultate davon können bei der okaj zürich bezogen werden. 

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Fankultur

Weshalb ist Fankultur für Jugendliche und junge Erwachsene wichtig? 

Das Stadion ist ein wichtiger Lernort für viele Jugendliche und junge Erwachsene. Deshalb gilt es Fankultur als Lebenswelt Vieler anzuerkennen. Wichtig sind: 

  • Eine aktive Auseinandersetzung mit der Jugendkultur der Fans 
  • Ein Überblick über Sportclubs, Fankurven und soziale Räume von Fans 
  • Soziale Räume mit dem Fokus der Lebenswelt junger Fans erkunden 
  • Fankultur gleich gewichten wie andere Themenbereiche der Offenen Kinder -und Jugendarbeit 
  • Versachlichung des Diskurses rund um das Thema Fans und Fankultur 
  • Abkehr von der problemzentrierten Betrachtungsweise von Fankultur 
  • Verhandlungsspielräume schaffen und den Dialog fördern 

Fachpersonen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der sozioprofessionellen Fanarbeit tauschen sich dazu zweimal jährlich im Netzwerk Sozialraum Stadion aus.

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Das Entscheidungs-Roulette

Beteiligung spielerisch fördern 

Ein Glücksrad oder digitales Wheel (z. B. mit „Wheel of Names“) mit Themen, Aktivitäten oder Gruppenentscheidungen anwenden. Die Jugendlichen können das Rad mit ihren eigenen Vorschlägen füttern und dann gemeinsam drehen. Kann verwendet werden bei der Programmplanung, der Menüplanung, zur Auflockerung oder bei Streit («Was spielen wir jetzt?»). 

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Jugend

Weshalb ist «die Jugend» oft nicht so beliebt in den Gemeinden? 

Jugend eckt oft eher an. Das ist in gewisser Weise auch gut so. Sie kann als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden, um zu zeigen, um was es gerade geht. Das kann auch unangenehm sein, da sich Probleme akzentuieren, z. B. in Form von Nutzungskonflikten oder fehlendem Freiraum. Für Jugendliche ist es wichtig, dass sich jemand für sie einsetzt, weil nicht immer verstanden wird, was sie mit ihrem Handeln ausdrücken wollen. Zum Beispiel wenn sie im öffentlichen Raum einen Platz einnehmen und auch mal laut sind. Es ist anzunehmen, dass es für die Bevölkerung nicht auf der Hand liegt, wie wichtig niederschwellige Treffpunkte ohne Konsumationszwang für Gleichaltrige sind. Zudem kommt die Politik mehrheitlich mit den Problemen in Kontakt, die rund um Jugendliche entstehen, die aber oft nicht die alleinigen Probleme der Jugendlichen sind (z. B. Littering). Deshalb braucht es für Jugendliche Ansprechpersonen in einer Gemeinde, die gegenüber Erwachsenen und der Politik auch immer wieder auf das Potenzial und die Ressourcen der Jugendlichen aufmerksam machen. 

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Mobile Jugendarbeit

Was ist der Unterschied zwischen aufsuchender und Mobiler Jugendarbeit? 

Aufsuchende Jugendarbeit (JA) ist aus Sicht des DOJ ein Teil der Mobilen Jugendarbeit. Zur Mobilen JA gehören neben der Aufsuchenden JA z. B. auch Projekte im öffentlichen Raum oder teilstationäre Angebote wie Bauwagen. Die beiden Begriffe werden in der Fachwelt aber nicht immer einheitlich verwendet. Oftmals wird auch von Sozialräumlicher Jugendarbeit oder Streetwork gesprochen. 

Das Ziel Offener Jugendarbeit ist es, die Aufwachsbedingungen und die Lebensqualität junger Menschen zu verbessern. Aufsuchende JA fokussiert sich dabei auf Orte und Plätze im öffentlichen Raum, an denen sich Jugendliche / junge Erwachsene treffen. Diese Orte stellen für die Jugendlichen / jungen Erwachsenen wichtige und adäquate Orte der Aneignung dar und sind somit ein bedeutender Teil ihrer Lebenswelt. Jugendarbeitende suchen in der Gast-Rolle Gruppen und Einzelpersonen an von diesen selbst gewählten Treffpunkten auf. 

Jugendarbeitende nehmen dabei übersetzende und vermittelnde Positionen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen im öffentlichen Raum ein und sorgen dafür, dass junge Menschen mit ihren Bedürfnissen und Anliegen als Teil des Gemeinwesens wahr- und ernstgenommen werden. 

Weiterführende Infos bietet das Grundlagenpapier Aufsuchende Jugendarbeit vom DOJ.

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Post-it-Parlament

Niederschwellige Mitbestimmung 

Kinder und Jugendliche schreiben Themen, Wünsche oder Kritik, z.B. für den offenen Treff auf Post-its und kleben sie an eine Wand/Tür. Regelmässig wird diskutiert oder abgestimmt. Wichtig: Im Vorfeld festlegen bei was und wie weit Kinder und Jugendliche partizipieren können (z.B. Aktivitäten im Treff ja, Öffnungszeiten nein). 

Hack: Mit Farben arbeiten: Blau = Wunsch, Gelb = Kritik, Grün = Idee

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Freizeit mit wenig Geld

Low-Budget-Action-Challenges 

Im Jugendtreff kann spielerisch damit umgegangen werden, dass viele Jugendliche mit wenig Geld zurecht kommen müssen. Hier findet ihr vier von vielen Beispielen für Mini-Challenges mit Alltagsmaterialien:

z. B. „Baue ein Katapult mit Gummiband und Löffel“, „Foto-Safari durchs Quartier“, „Upcycling-Design-Wettbewerb“ oder “Waldhütte bauen”. 

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Social Media

Welche Soziale Medien sollten von der OKJA bedient werden und mit welcher Zielgruppe?

Auch in der OKJA sind die sozialen Medien nicht mehr wegzudenken. Aus der professionellen Perspektive muss die Verwendung und Nutzung von Socia Media immer gut in Anbetracht der Ressourcen einer Fachstelle geprüft werden. Es gilt grundsätzlich: Lieber weniger Kanäle bedienen und regelmässig einfache Inhalte posten, als zu viele Kanäle und dadurch unregelmässige „Hochglanz”-Beiträge.  

Eine kleine Übersicht: 

Instagram 

Zielgruppe: Weit verbreitet bei Jugendlichen zwischen 12 und ca. 25 Jahren, eignet sich gut für Ankündigungen von Veranstaltungen, Einblicke in den Alltag in der Fachstelle, Beteiligungsformate (z. B. Umfragen in Storys) 

TikTok 

Zielgruppe: Sehr beliebt bei der Zielgruppe der 10- bis 18-Jährigen, eignet sich für kurze Clips zu Projekten oder Aktionen, Challenges oder Trends aufgreifen (niedrigschwellige Mitmachangebote) 

WhatsApp / Signal (Messenger-Dienste) 

Zielgruppe: Kinder, Jugendliche und Eltern, eignet sich für eine direkte, persönliche Kommunikation, für Gruppenkommunikation oder Veranstaltungsinfos 

Hinweis: Datenschutz beachten, ggf. datenschutzfreundliche Alternativen wie Signal verwenden 

YouTube 

Zielgruppe: 10–25 Jahre, aber auch Eltern, eignet sich als Plattform für längere Inhalte oder Dokumentationen und z. B. Tutorials oder Aufklärungsvideos zu Jugendthemen 

Facebook 

Eher für die Eltern und ältere Jugendliche (ab ca. 20 Jahren), ist nicht mehr Hauptkanal für Jugendliche, eignet sich zur Information von Eltern, Veranstaltungsankündigungen, allgemeine Infos zur Einrichtung oder Trägerarbeit 

Bei Verwendung von Social Media gilt immer: Vorsicht mit Datenschutz und Sicherheit. Es ist ein sensibler Umgang mit persönlichen Daten gefragt und eine ständige Rechteklärung bei Fotos/Videos von Drittpersonen, insbesondere Kinder und Jugendlichen.

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Kirchliche Jugendarbeit

Wie kann in der Zusammenarbeit mit der kirchlichen Jugendarbeit mit Vorurteilen umgegangen werden? 

Insbesondere bei Zusammenarbeiten mit Religionsgemeinschaften und Kirchen gibt es immer wieder Vorurteile. Deshalb ist es gut, eigene Bedenken oder Sorgen sogleich offen anzusprechen – am besten direkt mit Vertreter*innen von Kirchen oder Religionsgemeinschaften. Viele der Bilder, die in den Köpfen der Menschen leben, entsprechen nicht mehr dem heutigen Selbstverständnis vieler Kirchen und Institutionen.

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Seelsorger*in

Was bedeutet Seelsorge?

Im klassischen anthropologischen Modell, das in vielen philosophischen und theologischen Traditionen verankert ist, besteht der Mensch neben dem Körper und dem Geist noch aus der Seele. Die Seele beschreibt den unendlichen Teil eines Wesens, welcher die unantastbare Würde begründet und durch die er mit der unverfügbaren Ebene des Lebens in Beziehung tritt. Ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis beinhaltet Körper, Geist und Seele. Die Seelsorger*innen begleiten den Menschen in seinen seelischen Erfahrungen und Nöten.

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Gamification

Was bedeutet Gamification als Methode in der Jugendarbeit? 

Gamification (auch „Gamifizierung“) ist der Prozess, eine Bildungs- oder Arbeitsaktivität stärker als ein Spiel zu gestalten, indem man Wege findet, sie unterhaltsamer, fesselnder und lohnender zu machen. Gamifizierte Elemente sind in der Regel visuell ansprechend und bieten Punkte, Belohnungen und Preise basierend auf Leistung und Abschluss. 

Yu-Kai Chou, ein führender Gamification-Experte und Autor von „Actionable Gamification“, sagt, Gamification sei die Kunst, alle spassigen Elemente aus Spielen abzuleiten und sie auf reale oder produktive Aktivitäten anzuwenden. 

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Krisen

Wie soll in Notfällen und Krisensituationen gehandelt werden?

Ganz pauschal kann das nicht beantwortet werden. Es gibt aber viele nützliche Hilfsmittel und Informationen dazu, beispielsweise von «Und du so?». Das Angebot vermittelt Wissen zum Thema psychische Gesundheit und Erkrankung. Ein Methodenkoffer und weitere Hilfsmittel geben Fachpersonen Impulse und bieten Unterstützung für den Praxisalltag. Zudem ist eine Vorlage für ein Merkblatt zum Handeln in Notfällen und Krisen vorhanden. 

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Öffentlicher Raum

Weshalb ist öffentlicher Raum so wichtig für Kinder und Jugendliche? 

Freiräume sind für junge Menschen wichtige Lern- und Begegnungsorte, die einen Beitrag zur Identitätsentwicklung und zum Übergang in das Erwachsenenalter leisten. In öffentlichen Räumen entdecken Kinder und Jugendliche die soziale Vielfalt, beobachten diese und haben Kontakt zu Gleichaltrigen und Erwachsenen. Zu viele Verbote und Reglementierungen hemmen die Entwicklung der Eigenverantwortung und daher einen wichtigen Lernprozess. 

Die Aktionswoche «Nimm Platz» setzt sich jährlich ein für die Sensibilisierung zum Thema öffentlicher Raum für Kinder und Jugendliche.

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Autofahren

Was muss ich wissen, wenn ich mit Jugendlichen eine Autofahrt unternehme? 

Es ist davon abzuraten ein Privatfahrzeug zu verwenden, da rasch gesetzliche Unklarheiten auftreten können. Gehört ein Auto der Institution oder wird durch diese gemietet, kommen Autofahrten grundsätzlich in Frage. 

Für alle Ausflüge mit Minderjährigen, mit oder ohne Auto, ist es zwingend erforderlich das Einverständnis der Erziehungsberechtigten zu haben und den Versicherungsschutz abzuklären. Wir empfehlen, beides vor dem Ausflug schriftlich einzuholen, damit alles belegt werden kann, falls nötig. 

Wichtig bleibt immer, den Sinn einer Autofahrt zu hinterfragen, ob sie wirklich nötig ist. Wir empfehlen zusätzlich ein Schutzkonzept für diesen Fall bereit zu haben. 

Weiter gilt insbesondere gesetzlich: 

Mit mehr als 9 Sitzplätzen wäre eine Spezialbewilligung erforderlich (gilt nur in der Schweiz). Personen dürfen nur auf den dafür vorgesehenen Sitzplätzen mitgeführt werden. Kinder unter 12 Jahren, die kleiner als 150cm sind, müssen eine Kinderrückhaltevorrichtung haben. 

Im Gegensatz zur obligatorischen Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherung ist eine Insass*innenversicherung nicht gesetzlich vorgeschrieben. Aber sie ist empfohlen, wenn die Unfallversicherungsdeckung der Insass*innen unklar ist (z.B. im Ausland wohnhafte Personen). (Quelle: “Alles was Recht ist, S. 42-44″)

Weiterführende Informationen finden sich im Buch «Alles was Recht ist – Rechtshandbuch für Jugendarbeitende» 

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Badi

Mit wie vielen Jugendlichen darf ich in die Badi gehen? Was muss ich wissen? 

Es gilt zu beachten, ob man sich an unbewachten Gewässern aufhaltet oder ob es vor Ort Bademeister*innen (Badi) gibt. Je nach dem, ist eine spezifische Rettungsausbildung erforderlich. Gehen Jugendarbeiter*innen mit Jugendlichen in die Badi, haben diese eine Aufsichts- und Sorgfaltspflicht. Dieser sollte wie wie folgt nachgekommen werden: 

  • Ein Gesetz bezüglich Betreuungsschlüssel gibt es nicht. Bei Zielgruppen über 12 Jahren bewährt sich bis anhin der Schlüssel von 1 Fachperson auf 10 Jugendliche. Dieser ist aber stark vom Kontext abhängig. Beim Baden empfehlen wir 2 Fachpersonen auf 10 Jugendliche. 
  • Ein geschlechtergemischtes Team ist wichtig, sollte z.B. ein Notfall in der Garderobe auftreten. 
  • Eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten ist bei allen Ausflügen zwingend, um sich abzusichern. Im Badi-Kontext soll zudem bestätigt werden, dass Minderjährige schwimmen können. 
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Alleine im Jugendtreff

Darf ich allein im Jugendtreff arbeiten?

Grundsätzlich ist es dir erlaubt. Allerdings gilt es zu betonen, dass es aus fachlicher Perspektive nicht zu empfehlen ist. Zum einen leidet die Qualität der Arbeit, da zum Beispiel förderliche, vertrauliche Einzelgespräche zu führen, kaum gleichzeitig mit der Aufgabe, den “Treffbetrieb im Blick haben”, stattfinden kann. Denken wir an mögliche Not- oder Krisensituationen, wird noch deutlicher, dass von einer alleinigen Leitung abzusehen ist. Der Schutz der Kinder, Jugendlichen und auch der Mitarbeitenden muss zwingend im Vordergrund stehen. Fehlt das Vier-Augen-Prinzip können heikle Situationen entstehen, die unter allen Umständen zu vermeiden sind. Es empfiehlt sich generell aber insbesondere bei Einmensch-Betrieben, ein Schutzkonzept zu erstellen und alle möglichen Situationen zu prüfen und Abläufe und Handlungsoptionen festzuhalten.

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Twinten

Eine Jugendliche hat kein Bargeld, möchte aber etwas vom Kiosk kaufen. Sie fragt, ob du ihr Geld leihen kannst und sagt, dass sie es dir twintet. Gute Idee oder nicht?

Nein. Müssen Jugendlichen den Jugendarbeiter*innen privat Geld twinten und tun es dann beispielsweise nicht, weil sie es vergessen, schulden sie den Jugendarbeiter*innen als Privatpersonen Geld. Und das ist suboptimal. Zudem sollte immer vermieden werden, den Jugendlichen die private Telefonnummer rauszugeben.

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okaj zürich

Wer sind die Mitglieder der okaj zürich?

Die Mitgliederbasis bilden über 600 Organisationen: Gemeinden mit angeschlossenen Organisationen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, kirchliche Kinder- und Jugendarbeit sowie verbandliche Kinder- und Jugendarbeit mit angeschlossenen Organisationen. Die Mitgliedschaft der okaj zürich kann von Organisationen erworben werden, die als Hauptaktivität oder integrierende Tätigkeit verbandliche, kirchliche oder Offene Jugendarbeit im Kanton Zürich anbieten und nicht gewinnorientiert sind.

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Was packst du…

Was packst du in deinen Rucksack für die aufsuchende Jugendarbeit? 

  • Flyer und Infomaterial
  • Abfallsäcke
  • Mobile Aschenbecher 
  • Kleines Erste-Hilfe-Set 
  • Gummihandschuhe 
  • Wasserfläschli zum Abgeben 
  • Handy inkl. Notfallnummern  
  • Powerbank, falls jemand zu Hause anrufen muss und kein Akku mehr hat 
  • Getränke für sich, z. B. Wasser bei Hitze und Tee bei Kälte 
  • Darvidas oder Bleivtas, je nachdem ob ihr Migros- oder Coopkinder seid, Banane 
  • Je nach Tageszeit: Frisbee, Ball, Hackisack, Strassenkreide o.ä 
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Aufsuchende Jugendarbeit

Kann ich alleine Aufsuchende Jugendarbeit machen? 

Wir raten davon ab, alleine Aufsuchende Jugendarbeit zu leisten. Was alleine aber sicher geht und der eigenen Arbeit hilft, ist ab und zu einen Rundgang in der Gemeinde zu machen, um den Sozialraum zu beobachten. So können zum Beispiel mit dem Fahrrad die Orte aufgesucht werden, an denen euch schon zu Ohren kam, dass sich da Jugendliche gerne treffen. Oder ihr läuft mal bei der Tankstelle oder dem abgelegenen Schulhaus vorbei. Nutzt die Zeit, in der ihr alleine seid, um eure Gemeinde, in der ihr arbeitet, besser zu verstehen und kennenzulernen. Warum befinden sich Jugendliche gerne an gewissen Orten und warum gibt es an anderen Orten kaum Nutzungskonflikte? Das sind Fragen, denen Jugendarbeitende auch allein nachgehen können.

Und: Wenn ihr schon unterwegs seid, sagt doch beim örtlichen Gewerbe oder der Verwaltung noch Hallo. Gut gepflegte Beziehungen sind das A und O für gelingende Jugendarbeit in einer Gemeinde.

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okaj zürich

Was bedeutet eigentlich der Name okaj zürich?

Der Name «okaj zürich» leitet sich vom ursprünglichen Namen der Institution ab namens «Organisation und Kontaktstelle aller Jugendvereinigungen Zürich» ab, welcher 1992 definiert wurde.

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Must have

Was sind die drei nützlichsten Handwerksmaterialien im Jugendarbeitsalltag?

Niemals fehlen im Jugendtreff oder bei Projekten im öffentlichen Raum dürfen:

  • Kabelbinder 
  • Gaffa Tape 
  • WD-40 

Damit lässt sich sozusagen alles einigermassen “reparieren”, damit es weiterhin rund läuft.

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Treff schliessen

Wie gelingt ein guter Abschluss einer Trefföffnungszeit?

Es ist Freitagabend und bald endet die Öffnungszeit vom offenen Jugendtreff. Manche Jugendliche möchten aber noch länger bleiben. Dies ist verständlich und primär auch als Kompliment ans Team des Treffs zu sehen, da die Jugendlichen offensichtlich gerne dort sind. Wie gelingt es, den Treff schliessen zu können und den Jugendlichen trotzdem zu vermitteln, dass sie willkommen sind, sobald der Treff wieder offen ist? 

Tipp: Ca. 10 Minuten bevor der Treff schliesst, eine Runde machen und darauf hinweisen. Am Besten grad mitteilen, wann das nächste Mal geöffnet ist. Ähnlich wie in einer ruhigen Bar, wo letzte Runde gemacht wird. Somit haben Jugendliche Zeit aufzubrechen, sich bei ihren Freund*innen zu verabschieden usw. Denn gut möglich, dass Jugendliche an ihrem freien Freitagabend die Zeit vergessen haben. 

Manche Jugendliche bleiben manchmal auch bewusst über die Öffnungszeit hinaus. Davon sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Es ist in der Pubertät normal, dass Grenzen und Regeln ausgetestet werden. Die Erfahrung zeigt, dass es mit obigem Tipp meistens gar nicht erst zu dieser Situation kommt. Ansonsten ist es trotzdem meist in kurzer Zeit möglich, die Jugendlichen zum Aufbrechen zu bewegen. 

Ausserdem sollten am Schluss immer alle Räume gründlich gecheckt werden. Denn sich im Jugendtreff verstecken, ist als Streich bei Jugendlichen beliebt. 

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Auslastung

Wie viele Stellenprozente braucht es? 

Die Praxiserfahrungen zeigt, dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit im Minimum 200 Stellenprozente auf 10‘000 Einwohner*innen benötigt. Welche Tätigkeitsbereiche mit diesen Ressourcen abgedeckt werden können, ist von den lokalen Gegebenheiten abhängig. Mindestens sollte eine Fachstelle 120% Stellenprozente umfassen, um die Prinzipien der OKJA erfüllen zu können. Quelle: DOJ, Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Schweiz GRUNDLAGEN für Entscheidungsträger*innen und Fachpersonen, S.9 

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Social Media

Wie reagiere ich, wenn Jugendliche meinen privaten Account auf Social Media finden und mir folgen bzw. mich anfragen?

Das Gespräch suchen und vorschlagen, dem Account der Jugendarbeit zu folgen, wo alle gerne erreichbar sind für die Jugendlichen und auch die für sie relevanten Infos zu sehen sind. Verhindert werden kann ein ungewolltes Folgen immer durch ein privates Profil oder ein Profil mit einem Fantasienamen, der nicht erkannt wird.

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Jugendarbeit

Wie erkläre ich einem/einer Jugendlichen, dass Jugendarbeiter*in eine bezahlte Arbeit ist, für die eine spezifische Ausbildung nötig ist? 

Es ist hilft aufzuzeigen, dass es viel Verantwortung ist, auf alle Kinder und Jugendlichen aufzupassen, die sich in einem Treff aufhalten. Es kann erklärt werden, dass das Ziel der Jugendarbeiter*innen ist, dass es allen gut geht und alle Spass haben können. Es kann erzählt werden, dass täglich Jugendliche mit eigenen Fragen zu eigenen Lebenssituationen auf die Jugendarbeitenden zugehen. Die Aufgabe der Jugendarbeiter*innen ist es dann, sie individuell zu beraten und zu unterstützen. Dazu braucht es viel Fachwissen, Wissen über weitere Anlaufstellen oder die Kompetenz, Jugendliche zu beraten oder zu ermutigen, wenn sie zum Beispiel vor einer Herausforderung im Leben stehen. Jugendarbeiter*innen leiten zudem grosse Projekte in Jugendhäusern, die über mehrere Monate organisiert werden müssen. Zudem erledigen die Jugendarbeiter*innen viel Arbeit, die nicht sichtbar ist für die Jugendlichen, wie zum Beispiel Sitzungen, Administration oder Berichte schreiben. Dafür und noch für vieles mehr braucht es ein Studium in «Sozialer Arbeit». 

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Vapen

Was gilt es zu Wissen übers Vapen?

Vape-E-Zigaretten (oft Vapes genannt) haben sich die letzten Jahre rasant verbreitet. Gerade weil sie eine trügerische Sicherheit vermitteln, da man keinen klassischen Rauch, sondern angeblich nur Dampf inhaliert, spricht das neuartige Nikotinprodukt viele Jugendliche an. Doch die im Dampf vorhandenen Schadstoffe sind weitgehend unbekannt und sind vermutlich vorhanden. Ausserdem ist und bleibt Nikotin ein Nervengift mit hohem Suchtpotential. Es zeichnet sich ab, dass sich der Jugendschutz, welcher für Zigaretten seit langem gilt auch bei Vapes verschärfen und vor allem mehr verankern wird. Eine Gesetzesänderung ist bereits per 1. Oktober 2024 in Kraft getreten, siehe Hack Nr. 3. Hier gibt es noch mehr Infos zu E-Zigaretten.

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Dezibel

Im Jugendhaus läuft Musik, die Jugendlichen sind in Partylaune und möchten die Musiklautstärke hochschrauben. Wie laut, ist laut genug?

Das Bundesamt für Gesundheit gibt unterscheidet zwischen der Zeitlimite. Ohne Limite sind 93-96 Dezibel erlaubt, 96-100 Dezibel nur bei einer Dauer unter drei Stunden. Falls es die Möglichkeit gibt, kann der Lautstärke-Regler nur für die Jugendarbeitenden zugänglich sein. Ist das nicht möglich, sollte immer wieder die Lautstärke reguliert werden.

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OKJA

Was sind die gängigsten Trägermodelle in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit? 

Leistungen im Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) liegen im Kanton Zürich in der Hoheit der Gemeinden. Die gängigsten Modelle sind: 

– Eine politische Gemeinde bietet Leistungen der OKJA selbst an 

– Mit einem Gemeindevertrag bietet eine Gemeinde für eine oder mehrere Gemeinden Leistungen der OKJA an 

– Mit einem Leistungsauftrag beauftragt eine politische Gemeinde einen privaten Anbieter 

– Mit einem Leistungsauftrag/finanziellen Mitteln beauftragt/finanziert eine politische Gemeinde einen Verein  

Die skizzierten Modelle haben Vor- und Nachteile. Die okaj zürich empfiehlt, die OKJA im Sinne des Service Public durch die politische Gemeinde anzubieten und selbst auszuführen. Eine gute Einbettung in die Verwaltung und Vernetzung innerhalb des Gemeinwesens sowie professionelle Rahmenbedingungen sind für eine wirkungsvolle Offene Kinder- und Jugendarbeit unerlässlich. 

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Social Media

Soll ich den Social-Media-Account der Jugendarbeitsstelle den Jugendlichen zur Verfügung stellen? 

Jein. Wir empfehlen den offiziellen Account der eigenen OKJA nicht an Jugendliche weiterzugeben. Insbesondere aus Datenschutzgründen bei persönlichen Nachrichten etc. Aber es gibt beispielsweise die Möglichkeit im Rahmen eines Social-Media-Projektes, einen neuen Account zu schaffen, wo klar deklariert ist, dass ein Jugend-Social-Media-Team der OKJA diesen Account betreut und bespielt. Das Team soll klare Rahmenbedingungen/Spielregeln erhalten und eng durch die Fachpersonen der OKJA begleitet werden.

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haram!

Was bedeutet haram und wie soll ich mit solchen Aussagen umgehen?

Du brauchst nicht Religionswissenschaftler*in zu werden, um mit Aussagen, die haram (unrein, verboten) beinhalten, umgehen zu können. Haram ist vieldeutig und wird unterschiedlich angewendet. Oft spielen Jugendliche mit dem Wort „haram“, wobei sie das Unwissen über die islamische Religion ausspielen. Frage die Jugendlichen, was sie damit meinen und wie sie «haram» im konkreten Kontext begründen. So kommst du zu einem Gespräch über Werte, Gemeinschaft und gegenseitige Toleranz. 

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Speisevorschriften

Was muss ich bei unserem Speiseangebot bezüglich religiöser Speisevorschriften beachten?

In vielen Fällen ist ein vegetarisches Speiseangebot von Vorteil. Vegane Alternativen weiten die Vereinbarkeit betreffend religiöser Speisevorschriften. Alkohol darf dabei für die Zubereitung von Essen nicht verwendet werden – auch wenn dieser scheinbar verdampft. Es ist zu beachten, dass religiöse Menschen Speisevorschriften unterschiedlich auslegen. So sind z. B. Speisen ohne Schweinefleisch nicht per se für alle mit islamischer Religionszugehörigkeit passend. Ebenso verhält es sich für jüdischen Jugendliche bei koscherem Essen. Sprich mit den Jugendlichen, und falls es zu kompliziert wird: Bitte sie, ihr eigenes Essen mitzubringen. 

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Religion

Welche Rolle nehme ich ein, wenn Religion als Thema aufkommt?

Je nach Situation: Entweder die Rolle als Dialogpartner*in oder als Moderator*in. Als Dialogpartner*in nimmst du die Haltung der kritischen Anerkennung ein. Du hörst aktiv zu und anerkennst die religiöse Identität des Gegenübers grundsätzlich. Kritisch spiegelst du zurück, was du an den gehörten Sichtweisen für das Zusammenleben problematisch erachtest, falls solche erwähnt werden. Die Rolle Moderator*in leitet ein Gespräch unter Jugendlichen, wobei sie die unterschiedlichen Sichtweisen der Jugendlichen auf Religion miteinander in Dialog bringt und diskriminierende Äusserungen zum Thema macht. 

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Gesetze

Welche Gesetze gibt es für die Kinder- und Jugendförderung in der Schweiz? 

Das Bundesgesetz über die Förderung der ausserschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen trat am 1. Januar 2013 in Kraft (KJFG, SR 446.1). Im Zentrum der Vorlage stehen die soziale, kulturelle und politische Integration von Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 25. Altersjahr sowie der Ausbau von offenen und innovativen Formen der ausserschulischen Arbeit. 

Das Gesetz fördert konkret: 

  • Einzelorganisationen und Dachverbände der verbandlichen und offenen ausserschulischen Arbeit (Art. 7 KJFG), 
  • Aus- und Weiterbildungsangebote für Jugendliche in ehrenamtlichen leitenden, beratenden oder betreuenden Funktionen (Art. 9 KJFG), 
  • Modellvorhaben und Partizipationsprojekte von privaten und öffentlichen Trägerschaften (Art. 8 und 11 KJFG). 

Weitere Infos: Bund : Kinder und Jugendpolitik 

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Übernachten

Dürfen Jugendliche im Jugendtreff übernachten?

Es sind mehrere Dinge abzuklären im Vorfeld. Zwingend muss von allen Jugendlichen eine unterschriebene Einverständnis-Erklärung der Eltern vorhanden sein. Zudem muss Empfehlungen zum Betreuungsschlüssel geachtet werden, je nach dem, wieviele Jugendliche dabei sind. Bevor eine Übernachtung überhaupt geplant wird, informiere dich über das Reglement der Institution. Es gibt Institutionen, die einen Aufenthalt über Nacht in ihren Räumen verbieten.

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Gerüche

Jugendliche durchleben einen starken Hormonwechsel. Wie bewältige ich in der OKJA den Duft von 30 Treffbesucher*innen, die sich in der Pubertät befinden? 

Den Raum möglichst lange gar nicht mehr verlassen. Es ist die grössere Herausforderung, den Raum erneut zu betreten. Und: Am besten gemeinsam etwas Feines backen oder kochen, daran haben alle Freude.

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Privatsphäre

Jugendliche stellen in gemeinsamen Gesprächen sehr persönliche Fragen. Was kann ich tun, wenn ich diese nicht beantworten will? 

Ich teile mit, dass mir diese Frage zu privat ist und ich sie deshalb in diesem Rahmen nicht beantworten möchte. Dabei lernen Jugendliche, dass Fragen erlaubt sind, aber alle trotzdem immer selber entscheiden, was man von sich preisgeben möchte und was nicht.

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Berufsrisiko

Was ist das grösste Berufsrisiko von Jugendarbeiter*innen?

  • Hexenschuss wegen Sofatransport
  • Eine fliegende Billiardkugel
  • Im Treff einen halben Döner finden, der übers Wochenende ‘gereift’ ist   
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Kinder- und Jugendbeauftragte

Was sind die Aufgaben von Kinder- und Jugendbeauftragten?

Kinder- und Jugendbeauftragte verantworten die Kinder- und Jugendförderung auf kommunaler Ebene. Zum Aufgabenbereich gehören unter anderen folgende Aufgaben:

  • Vernetzung aller Akteur*innen der Kinder- und Jugendförderung innerhalb eines Gemeinwesens (staatliche wie private Organisationen und Projekte) 
  • Verbindung zwischen zuständigen Exekutiv-Mitgliedern, Fachpersonen sowie Kindern und Jugendlichen 
  • Kontakt für und Aufgreifen von Kinder- und Jugendanliegen 
  • Förderung der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen 
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Mitarbeit und/oder Unterstützung der Gemeinde/Stadt oder Region bei Organisationsentwicklung und Budgetplanung aller Angebote, welche der Kinder- und Jugendförderung innerhalb des Gemeinwesens dienen
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Anforderungsprofil

Was für ein Anforderungsprofil haben Kinder- und Jugendbeauftragte?

«Kommunale Kinder- und Jugendbeauftragte im Kanton Zürich sind Fachpersonen, welche sich mit strategischen Fragen rund um die kommunale Kinder- und Jugendförderung beschäftigen. Sie haben unterschiedliche Aufgabengebiete und zusammengestellte Stellenprofile: z. B. Verantwortung für Frühe Kindheit, Kinder, Jugendliche, Familien, Integration, Gesellschaftsfragen, Soziokultur, Stellenleitung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit Zusatzaufgaben.» Aus: 20221103_KKJ_Definition+KJB+2022.pdf. Mehr Infos unter: https://www.kkj-zuerich.ch

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Ausbildung

Warum braucht es eine Ausbildung fürs «Kinderhüten”? 

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit OKJA ist weit mehr als eine “Kinderhüeti”. Die OKJA ist ein Teilbereich der professionellen Sozialen Arbeit mit einem sozialpolitischen, pädagogischen und soziokulturellen Auftrag. Sie versteht sich als wichtige Akteurin der ausserschulischen Bildung. Sie begleitet, unterstützt und fördert Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Beziehungsarbeit auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Ihre Angebote schaffen Freiräume, in denen Kinder und Jugendliche ihre spezifischen Bedürfnisse und ihre Andersartigkeit in Abgrenzung zur Erwachsenenwelt leben und eigene kinder- und jugendkulturelle Initiativen entwickeln können. Im Gemeinwesen setzt sich die Offene Kinder- und Jugendarbeit dafür ein, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Gemeinwesen sozial, kulturell und politisch integriert sind, sich wohl fühlen und sich zu Personen entwickeln können, die Verantwortung für sich selbst und das Zusammenleben in der Gemeinde übernehmen und an den Prozessen der Gesellschaft mitwirken.

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Heiratsantrag

Wie reagiere ich, wenn ein*e Jugendliche*r mir einen Heiratsantrag macht? 

Kann vorkommen, ist kein Witz. Freundlich sein, sich bedanken beim Gegenüber und sachlich darüber informieren, dass zwischen euch ein professionelles, berufliches Verhältnis besteht und somit eine Heirat ausgeschlossen ist. Falls das nicht reicht, freundlich darauf hinweisen, dass man schon vergeben ist – egal ob das stimmt oder nicht. Und – wenns passt – die Frage nutzen als Türöffner für ein Gespräch über verschiedene Beziehungsformen.

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Gesunde Ernährung

Wie gelingt es Kinder im offenen Treff zu motivieren Früchte zu essen? 

Apfelschnitze im Zitronensaft tunken und mit wenig Zimt bestreuen. Oder Früchte-Spiesse machen. Dazu diverse Früchte in Form schneiden, auf Holzspiess stecken, in der Mitte des Spiesses ein kleines Marshmallow platzieren.

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Jugendtreff

Auf was muss ich achten, wenn fünfzig oder mehr Jugendliche bei mir im Jugendtreff sind?

Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass mindestens zwei Jugendarbeitende anwesend sind und der Betreuungsschlüssel eingehalten wird. Zudem sollten die Jugendarbeitenden darüber Bescheid wissen, wieviele Personen überhaupt erlaubt sind in den Räumen des Jugendtreffs. Es bewährt sich, alle Jugendlichen, die den Jugendtreff betreten persönlich zu begrüssen. Es setzt ein Signal, dass sie wahrgenommen werden und, dass jemand da ist, der Verantwortung trägt für die Räumlichkeiten. Schleicht sich trotz allem ein ungutes Gefühl ein, haben Jugendarbeitende immer die Möglichkeit, das Setting zu verändern. Sei dies z.B. einzelne Räume oder – im Extremfall – auch den ganzen Jugendtreff zu schliessen.

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Nikotinprodukte

Rauchen ist ein omnipräsentes Thema – ob in Jugendtreffs, im öffentlichen Raum oder an Veranstaltungen. Was du darüber wissen solltest.

Ab dem 1. Oktober 2024 gelten in der Schweiz strengere Regeln für den Verkauf, die Werbung und Meldepflichten von Tabak- und Nikotinprodukten wie Zigaretten, Snus und Vapes. Das neue Tabakproduktegesetz untersagt den Verkauf dieser Produkte an Personen unter 18 Jahren. In einigen Kantonen galt zuvor ein Abgabealter von 16 Jahren. Werbebeschränkungen werden ebenfalls verschärft, besonders im öffentlichen Raum. Diese Massnahmen sollen die Bevölkerung, insbesondere Jugendliche, vor den gesundheitlichen Gefahren des Rauchens schützen. Mehr Infos zum neuen Tabakgesetzt findet ihr auch hier.

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Politik

Wie funktioniert die Kinder- und Jugendpolitik im Kanton Zürich?

Im Kanton Zürich erbringt das Amt für Jugend und Berufsberatung die ambulanten Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in 14 Kinder- und Jugendhilfezentren (kjz) und vier regionalen Rechtsdiensten. Schwerpunkte der Kinder- und Jugendpolitik sind der Kindesschutz, die Förderung und die Beteiligung. Die Koordination und Vernetzung der Kinder- und Jugendförderung erfolgt durch die okaj zürich. Der Kanton Zürich unterstützt okaj zürich mit Staatsbeiträgen. Die Koordination im Kindesschutz wird im Auftrag des Regierungsrats durch die Kindesschutzkommission übernommen. 

Das Bereitstellen von Leistungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit obliegt den Gemeinden (vgl. §20.15 KJHG) 

Kantonale Gesetzgebung:  Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) | Kanton Zürich 

Amt für Jugend und Berufsberatung: Amt für Jugend und Berufsberatung | Kanton Zürich 

okaj zürich: www.okaj.ch 

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okaj zürich

Was sind die Angebote der okaj zürich?

Mitglieder profitieren von folgenden Angeboten und Dienstleistungen:

  • Vernetzung der Kinder- und Jugendförderung im Kanton Zürich mittels Austauschgefässen für die Offene, kirchliche und verbandliche Kinder- und Jugendarbeit 
  • Beratung für Gemeinden, Behörden, Organisationen, Gremien, Trägerschaften sowie Fachpersonen und Freiwillige
  • Weiterbildungen für Mitglieder und weitere Anspruchsgruppen
  • Informationsbündelung und Herausgabe von Fachpublikationen
  • Interessensvertretung der Mitglieder, auch auf nationaler und internationaler Ebene
  • Entwicklung und Weiterentwicklung von fachlich relevanten Themen der Kinder- und Jugendförderung